Briefpost an die Schwedische Nordpolexpedition 1868
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Beleg von Morges, am Genfersee, zum nördlichsten Punkt von Spitzbergen (Norwegen) an den Schiffsarzt Dr. E. Nyström, auf dem ehemaligem schwedischen Postschiff "Sofia". 
Ein frühes Dokument, bisher ältester bekannter Beleg nach Spitzbergen, aus der Polarforschung (Abb.1). 

Abb.1: Morges – Spitzbergen, 2.VIII.1868

Portoerklärung 
1.- Fr. Porto für einfaches Gewicht bis 15 Gr. nach Norwegen bis zum Empfänger bezahlt (Stempel PD) gemäss Tarif vom 23.5.1867. Deutschland belastete der Schweiz 24 Kreuzer (mit Rötel vermerkt) für das Weiterfranko, davon musste Deutschland noch 2,5 Silbergroschen (blau-rot vermerkt) an Norwegen abtreten. 

Beförderung 
Der Brief wurde von Morges 2.8.1868 via Bahn (Rückseitig Bahnpoststempel Genève-Sion 2.8.1868 „Stempelgruppe 85“), über Lausanne 2.8.1868 (Rückseitig Ortsstempel „Stempelgruppe 85“) bis nach Basel (Rückseitig: Heidelberg – Basel 3.8.1868 „Fragmente des Deutscher Bahnstempel“) danach nach Grossherzogtum Baden (Rückseitig Stempel: Schweiz-Baden) befördert. Wegen fehlender Stempelhinweise kann der Weg über das Land Baden hinaus nur vermutet werden. Ab Hamburg könnte der Brief über die Schiffslinie Hamburg – Hammerset nach Tromsö gelangt sein und von dort via dem Versorgungsschiff "Severin" nach Spitzbergen zur "Sofia" befördert worden sein, wo er dem Schiffsarzt Dr. E. Nyström ausgehändigt werden konnte (Abb.2). 

Abb.2: Rückseitige Stempelvermerke

Polarexpedition 
Wir schreiben das Jahr 1868, es ist die vierte und letzte, durch Schweden finanzierte Expedition nach Spitzbergen, welche unter der Leitung von Prof. Erik Nordenskiöld stehen sollte. Dem Reiseplan nach, sollte man im Sommer (28. Juni 1868 – 20. Okt 1868) bis zu Beginn des Herbstes die Bäreninsel besuchen und die Fauna, die Flora, sowie die Geografie und die Geologie Spitzbergens untersuchen. Ausserdem beabsichtigte man, sich mit Tiefenmessungen, meteorologischen und magnetischen Beobachtungen und vielem mehr zu beschäftigen. Irgendwelche Ansiedlungen gab es 1868 auf Spitzbergen noch nicht. So sollte ein Kohledepot von einem hierzu ausdrücklich gemieteten Schiff an einer geeigneten Stelle der nordwestlichen Spitzbergen angelegt werden, damit die Sophia, das Expeditionsschiff (Abb.3), im Laufe des Herbstes, so anfangs oder Mitte September, hier anlaufen und Kohle nachladen konnte. Auch sollte dann ein Teil der Gelehrten nach Norwegen zurückkehren können. Die Übrige Besatzung sollte versuchen, mit der Sofia so weit wie möglich nach Norden vorzudringen, ohne das Einfrieren des Schiffs zu riskieren und nötigenfalls in einer als Hafen geeigneten Bucht der nördlichsten Inselgruppe der alten Welt, den sieben Inseln, zu überwintern. 

Abb.3: Expeditionsschiff SS – Sophia 

Die Teilnehmer der Expedition waren: 

 E Nordenskiöld Geologe
 Malmgren Zoologe
 Freiherr von Otter Kapitän
 F. Smitt Zoologe
 U.L Walander Lieutnant
 Berggren Botaniker
Dr. E NyströmArzt
Th. FriesBotaniker
G. LemströmPhysiker
G NauckhoffGeologe
F. HolmgrenZoologe

Überdies hatte das Schiff 14 Mann Besatzung. Dazu gehörten noch ein zoologischer Konservator, Svenson, und sechs in Norwegen angeheuerte Jäger. 
Doch es kam anders. Die Sofia fuhr am 07.07.1868 ab Gothenburg nach Aalesund, am 16. – 20. Juli 1868 Tromsö, 22. – 27. Juli 1868 Bäreninsel, 31. Juli 1868 Green Harbour und Anfang August zur Advent Bay, am 16. August 1868 Kings Bay, 20. August 1868 bei Smerenburg, auf der Insel Amsterdamoya, wo sie sich mit einem schwedischen Schiff (Name in der Literatur nicht erwähnt), welches Kohle und Post mitbrachte, traf. Um den 10./15. September kam es auf Spitzbergen zu einem weiteren Treffen mit dem kleinen schwedischen Schiff "Severine". Auch dieses Mal wurde Kohle und Post mitgebracht. Vermutlich auch der hier abgebildete Brief (Abb.1). An Bord des Schiffes "Severine" kehrten dann wie geplant, mehrere (aber nicht alle!) Expeditionsmitglieder nach Norwegen zurück. Die übrigen Expeditionsteilnehmer fuhren in der Folge bis zu einem zusammenhängenden Eisgürtel an der Nordküste von Spitzbergen, wobei am 19. Sept. 1868 ein Vordringen im Eis bis 81° 42´ N, 17° 30´Ost., an den bis dahin nördlichsten von einem Fahrzeug besuchten Punkt, gelingt. Kurz darauf geschah dann das Unglück. Am 4. Oktober 1868 bei heftigem Sturm, wurde die Sofia durch den Aufprall an einer Eisscholle stark beschädigt. Sie kehrten um, und die Besatzung musste das Leck im Rumpf mehrfach während der Fahrt zurück nach Spitzbergen stopfen. In der KingsBay wurde die Sofia dann soweit ausgebessert, dass einer Rückreise nichts mehr im Wege stand, so dass diese am 11.10.1868 von dort beginnend, am 20. Oktober 1868 Tromsö erreichte und von dort dann nach Gothenburg führte, das am 15. November 1868 erreicht wurde. Korrespondenz Der Professor, Paläontologe und Botaniker Oswald Heer aus Zürich stand mit Wissenschaftlern der Expedition in Kontakt. Viele der Forschungsergebnisse verwendete er in seinem Buch "Flora fossilis arctica". Prof. Oswald Heer verstarb 1883 in Lausanne. Vielleicht war er der Absender des Briefes. 

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