Die Postverbindungen nach Paris, bei der Belagerung 1870‐1871
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Am  19. Juli 1870 erklärte Napoleon III den Preussen den Krieg. Wir kennen diesen als den Deutsch‐Französischen Krieg von 1870 bis 1871. Wenige Wochen danach, besiegten die Preussen die Französische Armee und nahmen Napoleon III in Gefangenschaft.    Doch die Franzosen selbst ergaben sich nicht. Sie bildeten die dritte Republik und führten den Krieg bis Ende Januar 1871, unter der Führung von Generälen aus Paris, weiter.   Dieser Krieg hinterliess uns Philatelisten in seiner Endphase einige bemerkenswerte historische Zeitdokumente über die Möglichkeiten der offiziellen Postbeförderungen. (Pigeogramm, Papillon de Metz, Ballon Monté, Zinkkugelpost, Sac de Riz).  

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Bei der Belagerung von Paris beginnend am 19. Sept 1870, kesselten Deutsche Truppen Paris ein.    Der Reichskanzler Bismarck war überzeugt, fällt Paris, fällt ganz Frankreich. Es wurde eine Postsperre verhängt und die Telegrafenkabel zur Stadt wurden gekappt. Paris war von der Aussenwelt abgeschnitten. Die Verbindung zwischen Paris und dem unbesetzten Frankreich während des Deutsch‐Französischen Krieges konnte zwischen dem 23. 9. 1870 und der Kapitulation von Paris am 22. 1. 1871 nur durch ein Zusammenspiel zwischen Ballonpost, welche Brieftauben und Briefe aus Paris hinaus und selbigen Brieftauben, die die Nachrichten nach Paris hinein brachten, aufrecht erhalten werden. Einige neue Übermittlungsmethoden wurden erst im Laufe der Belagerung erfunden, getestet und teils auch wieder verworfen.
Drei dieser Methoden wurden militärisch und auch von der Post offiziell verwendet. Die Nachrichtenüberbringung durch Diplomaten oder Hunde, zählen wir dabei nicht zu den durch das Militär unterstützten offiziellen Postbeförderungsarten.

Die Nachrichtenbeförderung nach Paris

1. Beförderungsart: Pigeogramm / Brieftaubenpost

Von Paris aus ließ man insgesamt 67 unlenkbare Ballone aufsteigen, die neben fast 2,5 Millionen Briefen und Karten auch 363 Brieftauben aus Paris hinaus beförderten.   Die Tauben dienten dem Rücktransport von Nachrichten vom unbesetzten Frankreich in das belagerte Paris. Die zentrale Anlaufstelle für die Post nach Paris war in Tours. Dort wurde sie gesammelt und zur Beförderung mit Brieftauben bereitgestellt. Zunächst wurden die Nachrichten auf extrem leichtem Seidenpapier geschrieben und der Taube umgebunden. So konnte eine Brieftaube jedoch nur sehr wenige Nachrichten befördern. Die erste Taubenpost dieser Art fand am 9. Oktober 1870 statt. 

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Ab 4. November 1870 war es auch erstmals möglich, private Nachrichten (Bild 2) befördern zu lassen. 

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Die Brieftauben starteten meist in Tours, wo zu versenden‐ de Nachrichten nach Paris, welche auf geheimen Wegen befördert werden sollten, gesammelt und dann auf Seidenpapier, später mittels Mikrofilmtechnik auf Kollodiumhäutchen (Bild 3) übertragen wurden. Mit der neu angewandten Mikrofilmtechnik konnten bis zu 200 Nachrichten von einer Brieftaube befördert werden. Die Bestimmung (Bild 1) gab vor, dass jede private Nachricht nicht mehr als 20 Wörter, Adresse und Unterschrift inklusive, umfassen durfte. Die Gebühr für solche Nachrichten wurde auf 50 Cts. pro Wort festgesetzt. Eine garantierte Nachrichtenübermittlung gab es nicht, jedoch wurde mittels Nachrichtennummerierung eine Kontrolle eingeführt. Denn es bestand das Problem, dass viele der Brieftauben von den Preussischen Belagerern abgefangen wurden. Deren abgerichtete Jagdfalken, dezimierten die Brieftauben erheblich. Dennoch funktionierte der Nachrichtenaustausch.

2. Beförderungsart: Der Versuch „par Ballon monté“ nach Paris

 Die Brieftaubenpost wurde bereits in Tours gesammelt, so wurde der Versuch die Ballonpost nach Paris starten zu lassen ebenfalls von Tours aus geführt.

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Nebenan die Bekanntmachung die im „Moniteur universel de Tours“ von 9. November 1870 veröffentlicht wurde. Diese Bekanntmachung war später im Postamtsblatt n°28 (Juli 1871) veröffentlicht. Die Briefe, die den Weg der Ballon Monté laufen sollten, mussten zum Post‐ und Telegrafen‐Direktor in Tours gesandt werden. Zwei Versuchsballone wurden losgelassen, um das besetzte Paris zu erreichen. Infolge ungünstiger Windverhältnisse und fehlender Steuerungsmöglichkeiten eines Ballons, wurden diese abgetrieben und erreichten das Ziel nicht.

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Einzig bekannter Beleg aus der Schweiz ab Genève 10.10.1870 mit Vermerk des Sonderweges „Par ballon monté“ nach Paris. Dies knapp einen Monat vor der Veröffentlichung im Moniteur universel de Tours, wie diese Briefe hätten adressiert werden sollen.

3. Beförderungsart: Die Schwimmkugelpost „Boule de Moulins“

Anfang Oktober 1870 wurde ein weiteres, neues Projekt vorgestellt. Es war eine Weiterentwicklung des bereits bekannten Schmugglersystems,  welches schon Jahre zuvor in den Läufen des Ysere an der Belgisch – Französischen Grenze eingesetzt wurde.

Es handelt sich um eine Hohlkugel aus Zink von zirka 20 Zentimeter Durchmesser mit 12 Flügeln, welche mit Inhalt und Luft nur etwas schwerer als Wasser sein durften. Die Kugel bot Platz für 500‐700 Briefe und wurde durch die Strömung des Flusses vorwärts getrieben. 

Bild: 7 Patentschrift für eine Tauchkugel

An beiden Enden befinden sich zwei luftgefüllte, verschlossene Hohlräume als Auftrieb. Die zwölf an der Aussenwand angebrachten Flügel erfüllen den gleichen Zweck wie die Schaufeln der Wasser‐ mühle.   An der Längsseite hat die Kugel eine Öffnung, die kurz vor dem zu Wasser lassen, nachdem man die Streckenkarte eingelegt hatte, verschweißt wurde. Diese verschlossene und wasserundurchlässige Kugel musste mit Briefen so beschwert werden, dass ihr Gewicht nur ein Milligramm über dem spezifischen Gewicht von Wasser lag. Derart beschwert liegt die Kugel lose auf dem Flussbett und rollt, von der Strömung getrieben, flussabwärts nach Paris. Die Tests mit zwei Kugeln, welche man mittels Ballon Monté hinausschmuggelte, verliefen erfolgreich, worauf die Post das Verfahren am 21.11.1870 patentieren liess (Bild 7) und zur Verwendung umsetzte.

Im Dezember 1870 informiert die    Postbehörde über ein Rundschreiben alle Postämter über die neue geheime Postverbindung nach Paris.

Bild: 8 Défense Nationale le 23 décembre courant

Die Postämter in ganz Frankreich, die Briefe für Paris entgegen nahmen, versicherten sich, dass das Gewicht von 4 Gramm nicht überschritten wurde und die Sendung aus‐ reichend frankiert war.   Das Porto betrug 1 Franc, 20Cts. für das Inlandporto und für die besondere Beförderungsart mit der Schwimmkugel zusätzliche 80 Cts. Die Postverwaltung liess ein Plakat aufhängen mit dem die Öffentlichkeit darüber informiert wurde, wie die Umschläge zu adressieren waren: „Paris, par Moulins, Allier“. Die Post wurde dann auf dem schnellsten Weg in das Postamt Moulins spediert, wo sie zentral gesammelt und an einem geheimen Ort verpackt wurde. In jeder dieser Kugel wurden 500‐700 Briefe eingeschlossen. Diese Kugeln wurden dann nach Cosne hinter die Deutschen Linien geschafft, wo sie auf den Weitertransport zur Wasserung in der Seine warteten.

Die ersten „Boules de Moulins“ wurde in Bray‐sur‐Seine ausgesetzt. Es folgen zahlreiche weitere in Thomery oder von der Brücke von Samois. (gelbe Kreise).   Von den rund 54‘000 Briefen wurden rund 33‘000 Briefe in der Stadt Moulins im Bezirk Allier südöstlich von Orléans in 55 Schwimmkugeln verpackt und in der Seine zu Wasser gelassen. 

Bild: 9

14‘600 Briefe kamen nach dem 19. Januar 1871 in Moulins an und wurden nicht nach Cosne weitergereicht. In Cosne warteten noch rund 8000 Briefe in Kugeln auf Ihre Wasserung und in Paris wartete man immer noch mit Netzen ausgerüstet auf das Eintreffen der ersten Kugeln. Am 1. Februar wurde bekannt, dass sich Paris ergeben hatte. Die ca. 14‘600 Briefe, welche nach dem 19. Januar 1871 in Moulins eingetroffen waren, verblieben vorübergehend dort und wurden am 10. Februar 1871 in 15 Reissäcken mit einem Nahrungsmittelkonvoi nach Paris geschmuggelt. Diese Briefe mussten geschmuggelt werden, da das Waffenstillstands‐Abkommen vorsah, dass zu dieser Zeit keine verschlossenen/versiegelten Schriften nach Paris gebracht werden durften. Weitere 8‘000 Briefe blieben in Cosne bei weiteren Schwimm‐kugeln zurück. Diese wurden nach dem 10. Februar mit der normalen Post nach Paris verschickt.

Die 4 verschiedenen Arten von „Moulins sur Allier“ Briefe.

Aufgrund verschiedener Kennzeichnungen (Abgangsstempel, Durchgangsstempel, mit und ohne Ankunftsstempel, Fundortstempel)  bestimmen wir heute, wie diese Briefe einzuordnen sind. 

3.1 Briefe mit der Kennzeichnung Paris par Moulins Allier, mit Ankunftsstempel Paris 12.2.1871 kennen wir als Sac de Riz Briefe. Es sind die 14‘600 Briefe, welche nach dem 19. Januar in Moulins (Allier) eintrafen und dort nach dem Ende des Krieges, Anfangs Februar 1871 als Schmuggelware unter der Posthoheit in einem Versorgungskonvoi mit Reissäcken nach Paris ge‐ schmuggelt wurden.   

3.2 Briefe mit der Kennzeichnung Paris par Moulins Allier, mit Ankunftsstempel   Paris, zwischen dem 14.2.1871 und dem 18.2.1871. Es handelt sich dabei um die in Cosne entdeckten 8000 Briefe, welche dort auf Ihre Abholung zur Wasserung warteten. Sie wurden Ende des Krieges ab 14.2.1871 normal per Post befördert. Die Versiegelung von Postgut nach Paris (geschlossene Kuverts) war dann schon wieder erlaubt.   

3.3 Briefe mit der Kennzeichnung Paris par Moulins Allier, mit Ankunftsstempel   ab dem 6. März 1871. Sie wurden in rund 25 Kugeln, zwischen dem 6.3.1871‐ 18.4.1882 geborgen und normal mit der Post ausgeliefert.  Sie haben ab und zu den Fundortstempel (bekannt ist der 26.März 1871, siehe Bild 14 u. 22) drauf, meist aber nur den Ankunftstempel von Paris. Sie sind mit Schwimmkugeln befördert worden. 

3.4 Briefe mit der Kennzeichnung Paris par Moulins Allier, ohne Ankunftsstempel   stammen aus den 9 Kugelfunden ab 1910‐1988. Diese Briefe sind selten in guter Erhaltung zu finden.  Sie haben selten einen Fundortstempel (siehe Bild 14 und 15) und keinen Ankunftsstempel. Zur Prüfung der Echtheit solcher Briefe tragen die folgenden Anhaltspunkte bei: Abgangsstempel  zwischen 1.1. und 10.1. 1871 dazu die entsprechenden Durchgangs‐ und Nebenstempel, wie z.B. Franz. Grenzstempel aus der Zeit. Sie sind mit Schwimmkugeln befördert worden.

Rund 20 Kugeln mit ca. 12‐14‘000 Briefen Inhalt werden bis heute noch vermisst und warten darauf, gefunden und geborgen zu werden. 

Nachfolgend behandeln wir nun einige dieser Briefe.  

3.1   Moulins (Allier) Brief aus Belgien mit Auslandsmischfrankatur als Sac de Riz   

Am 19. Januar 1870 wurde die Schwimmkugelpoststelle in Moulins Allier einge‐ stellt. Keine der bisher eingelassenen Kugeln hatte Paris bisher erreicht. Die noch ankommenden 14‘600 Briefe, welche aber mit der Bezeichnung „Paris par Moulins sur Alliers“ beschriftete waren und im Laufe der Zeit noch im Postamt in Moulins eintrafen, wurden am 10. Februar 1871 als Schmuggelgut in Reissäcken befördert. Sie tragen alle einen Ankunftsstempel vom 12.2.1871. Es handelt sich dabei trotz der Beschriftung  „Paris par Moulins“ (Allier) nicht um mit Zinkkugeln beförderte Briefe. 

Bild: 10.1
Bild: 10.2    Rückseitig Ankunfts‐ stempel  12 Fevr 71 Sammlung Steve Walske

 

Frankiert mit Belgischer 20c und Französischer 80c Briefmarke in Bordeaux, am 6. Januar 1871 abgestempelt. Ankunftsstempel Paris 12. Feb. 1871. Der Post‐ service nach Paris war zu dieser Zeit unzureichend und erst ab dem 14. Februar 1871 wieder möglich. Dieser Brief wurde im Reissack geschmuggelt.

Barfrankierter Brief mit Bezeichnung Moulins (Allier) als Sac de Riz

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Abgangsstempel Bouvray   16. Januar 1871, Ankunft Paris 12. Februar 1871. Dieser Brief wurde im Reissack geschmuggelt.

Da es sich um normale Briefpost handelt, dürften 5 ‐  10% erhalten geblieben sein.

3.2   Moulins (Allier) Briefe mit normaler Post befördert.  

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Frankiert in Bordeaux 29.12.1870 mit 1 Franc.  20 Cts. Inlandporto + 80 Cts. für Boule de Moulins Beförderung. Der Postservice nach Paris war zu dieser Zeit wieder offen, so konnte dieser in Cosne gefundene Brief mit der normalen Post befördert werden. Ankunftsstempel Paris 18.FEVR.1871.

Sehr rar sind Briefe mit dem Beförderungshinweis „Moulins (Allier)“ aus dem Ausland, welche aufgrund des Kriegsendes mit der normalen Post befördert wurden.

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Französiche Kolonie:  Ägypten/Kairo 31. Januar 1871 in Kairo mit 160 Cts. frankiert. 80 Cts für Porto nach Frankreich und weitere 80 für Zustellung mit Boule de Moulins. 

Da es sich auch hierbei um normale Briefpost handelt, dürften 5  ‐ 10% der Briefe erhalten geblieben sein.

3.3   Moulins (Allier) Briefe mit Schwimmkugeln befördert und Ankunftsstempel

Rund 25 Kugel, sind zwischen dem 6.3.1871  ‐  18.4.1882 geborgen worden und wurden normal mit der Post ausgeliefert.  Sie haben ab und zu den Fundortstempel (bekannt ist der 26. März 1971, Siehe Bild 14 und 22), oft aber auch einfach nur einen Ankunftstempel von Paris.

Bild: 14

Versand am 7. Januar in Vauvert, nach Paris als Moulins (Allier). Gefunden am 26. März 1871 in Quillebeuf und ausgeliefert in Pont Audemer am 5.4.1871. Ein echt gelaufener „Boule de Moulins Brief“ mit Ankunftsstempel und Fundortstempel. In dieser Erhaltung sehr selten zu finden.

Da es sich um normale aber erinnerungswürdige Briefpost handelt, dürften auch um die 10% der rund 15‘000 Briefe erhalten geblieben sein.

3.4   Bekannte Boule de Moulins Briefe, gefunden nach 1900

Die meisten der Moulins (Allier) Briefe stammen aus Frankreich und sind mit 100 Cts Porto in verschiedenen Variationen belegt. In diesem Artikel will ich aber vor allem auch die bisher bekannt gewordenen, sehr seltenen Auslandbriefe mit nur inländischer, als reine Auslandfrankatur oder gemischt mit ausländischer und französischer Frankatur, zeigen.  

Bild: 15

Schweiz aus dem Franz. Grenzrayon: Vernex 4. Januar 1871 mit 1 Franc Porto freigemacht. 80 Cts. für Zustellung mit Boule de Moulins und 20 Cts. für Frankreich Inlandporto. Rückseitig kein Ankunftsstempel.

Bild: 15.1   Ausschnitt aus Briefinhalt des obigen Briefes,   geschrieben in Genf 3. Januar 1871

Der Umstand, dass ein Fund jeweils grosses Aufsehen erregte, dürfte dazu beigetragen haben, dass mehr als 10% der rund 5‘500 Briefe erhalten blieben. Alleine im Französischen Postmuseum sind rund 1‘000 solcher Briefe archiviert worden.

Derzeit bekannte Boule de Moulins Briefe mit Schweizer Frankatur

Bild: 16 

Oberentfelden 3.1.1871;  1 Fr Einzelfrankatur. Rückseitig kein Ankunftsstempel, Durchgangsstempel sind vorhanden. Daher aus einer Kugelbergung  ab 1910.

Bild: 17

Yverdon 4.1.1871; 30 Rp Porto nach Frankreich, ohne Zuschlag für Moulins Allier, dafür mit einem militärischen Vermerk, (armée du Général Vinoy). Es könnte sich um einen Feldpostbrief handeln. Rückseitig, Grenzübergang Geneve 5.1.71. Auch dieser Brief stammt vermutlich aus einer Kugelbergung nach 1900.

Bild: 18

Genève 4.1.1871; 30 Rp Porto nach Frankreich + 5 x 20 Centimes für den Transport mit geheimen Mitteln nach Paris. Vorderseitig der Grenzübergangsstempel. Rückseite ist nicht bekannt.

Bild: 19

Montreux 5.1.1871;  30 Rp für Porto nach Frankreich + 5 x 20 Centimes für den Transport mit geheimen Mitteln nach Paris. Rückseite ist nicht bekannt.

Diese 4 Belege sind die bisher einzig bekannten aus der Schweiz, mit Schweizer Frankatur.

Derzeit bekannte Boule de Moulins Briefe als Auslandfrankatur

Bild: 20

London 3. Januar 1871; mit 80 Cts für Boule de Moulins und englische Portomarke für Frankreichporto. Viele der Briefe sehen so oder noch schlechter aus.

Bild: 21

London 14. Januar 1871; 4 Pence + 6 Pence, frankiert bis Paris.   Mit dem Postabgangsstempel vom 14. Januar 1871 scheint der Brief eher spät versandt worden zu sein. Dies würde auf eine Beförderung mit dem Sac de Riz hindeuten. Es gab bei der Auktion jedoch keine Hinweise auf einen rückseitigen Ankunftstempel, was dann wieder eher auf einen mit Schwimmkugeln beförderten Beleg hindeutet. Ein Ausnahmestück aus einer Auktion in England.

Diese 2 Belege sind die mir bis heute die einzig bekannten aus England mit englischer Frankatur.

Kurzer Abriss zu den Entdeckungen der Schwimmkugeln, „Boule des Moulins“

Nach der ersten Entdeckung einer Boule des Moulins am 6. März 1871 wurden weitere Versuche unternommen, die Kugeln aus dem Fluss zu bergen. Von 1871 – 1900 wurden rund 25 der bis heute bekannt gewordenen 34 Kugeln geborgen.  Zwei weitere wurden 1910 und eine weitere 1920 geborgen.  1942 hebt ein Taucher eine der Kugeln an der Pont de Per von Melun. 1951 und 1954 entdecken spielende Kinder in Bazoches‐les‐Bray im Schilf weitere Kugeln. Am 6. August 1968 buddelt der Baggerfahrer Le Grevellec mit seinem Schwimmbagger eine Boule de Moulins aus (Bild 23). Die Post veröffentlichte eine Liste der in dieser Kugel enthaltenen Briefe mit Namen und Anschriften und verteilt "die Post" an die Nachfahren und Erben einiger Familien.

Am 14. April 1982 entdeckt Jacques Duval aus Vatteville‐la‐Rue eine weitere Kugel. Erneut wird die Post ausgetragen.  Die letzte bekannte Kugel wurde 1988 gefunden. Bei einigen durch die Post zur Auslieferung gebrachten Briefen, (aus bisher 3 Kugelfundorten ) wurde ein Fundort‐Stempel aufgetragen, so wie dies bei der Unfall‐ oder Katastrophenpost seit rund 1910 teilweise auch der Fall ist.  

Fundortstempel 

Die Entdeckung einer solchen Kugel wurde philatelistisch wie eine Unfallpost behandelt. Es gab für einige Funde extra Fundortstempel.

Trouvé dans une boule de Moulins sur les bords de la Seine, à Quillebeuf (Eure), le 26 mars 1871
Bild: 22
Corresp contenue dans une boule „de Moulins“ repêchée près de       St‐ Wandrille le 6. Août. 1968
Bild: 23
Pli contenu dans une boule de Moulins découverte à Vatteville         la Rue le 14 Avril 1982   
Bild: 24

4. Die Postsperre nach Paris

Die Postsperre nach Paris konnte vor allem aus dem durch Deutsche Truppen besetztem Frankreich durchgesetzt werden. So sind einige Briefe bekannt, welche Wochen oder Monate bis zum 14.2.1871 zurückbehalten wurden. 

Bild: 25.1
Bild: 25.2 

Abgangsstempel Genève 29. Dezember 1870, aufgehalten auf dem Weg nach Paris. Der Brief unterlag der Postperre, da kein Vermerk über geheime Wege angebracht wurde. Ankunft Februar 1871. Da war die Postsperre aufgehoben. 

Sac de Riz Briefe nach Paris, ohne die Bezeichnung Moulins (Allier)

Bild: 26.1
Bild: 26.2

 

Die in der Folge der Pariser Kommune (Aufständischen) durch die Französische Regierung verhängte Postsperre zwischen 18. 3.1871 bis 28.5.1871 wird in diesem Artikel nicht behandelt. Sie fand nach dem Deutsch‐Französischen Krieg statt.

 

 

 

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