Seltene Frankaturkombinationen der Sitzenden Helvetia gezähnt
0  0

Die Ausgabe der Sitzenden Helvetia gezähnt von 1862 bescherte uns im Laufe ihrer zwanzigjährigen Verwendungszeit einige seltene Kombinationsfrankaturen. Bekannt sind die Mischfrankaturen der Sitzenden Helvetia ungezähnt (Strubeli) mit Marken der Ausgabe Sitzende Helvetia gezähnt. Auch die Mischfrankaturen dieser Ausgabe mit den nachfolgenden niederwertigen Ausgaben der Kreuz und Wertziffer sowie der höherwertigen Stehenden Helvetia mag der eine oder andere Sammler noch kennen. Doch innerhalb der Ausgabe der Sitzenden Helvetia gezähnt kennen wir die Serien mit Farbanpassungen ab 1867 resp. mit Änderungen des verwendeten Papiers ab 1874 und vor allem im Jahre 1881. Einige dieser besonders seltenen, resp. auch nur populären Frankaturkombinationen behandeln wir in diesem Artikel, um dem Sammler einen Anhaltspunkt über deren Seltenheit sowie auch den Hintergrund ihrer Entstehung zu geben.

1867 Farbänderung und neue Werte

Bereits fünf Jahre nach der Erstausgabe vom 1.10.1862 wurden ab 4.3.1867 die Farben der Briefmarken 10 Rp und 30 Rp geändert. Der alte 10er in Blau wurden gegen Rot und der alte 30er in Zinnober gegen Ultramarin ausgetauscht. Einerseits wollte man sich an die Farbcodes pro Wertstufe der umliegenden Länder anpassen, andererseits wollte man den Vorwürfen entgegenwirken, dass bedingt durch die Farben die Entwertungen nicht leserlich wären. Es wurde am 8.3.1867 der neue Wert 50 Rp. lila für den seit Jahren schon zunehmenden Postverkehr mit England ausgegeben. Dieser Wert konnte aber auch für den Tarif mit anderen ausländischen Staaten genutzt werden. Dafür konnte man für Europäische Mittelmehrstaaten und teilweise nach Übersee auf den 60 Rp Wert bronze verzichten. Dennoch wurden die Marken bis 1876 an die

Poststellen ausgeliefert. Am 1.9.1868 wurde der 25 Rp Wert in Grün ausgegeben. Ursache war ein neues Postabkommen mit Deutschland, welches eine Tarifreduktion auf 25 Rp. zur Folge hatte. Der grüne 40er Wert wurde aber noch bis 1875 an die Poststellen geliefert. Es folgten dann 3 Jahre ohne den 40er Wert, bis er 1878 in grauer Farbe wieder neu

aufgelegt wurde. Der Wert 15 Rp. gelb wurde dann am 1.1.1875 für Nachnahmen ausgegeben.

Die Papierarten

1881 wurde für die Produktion der Marken von weissem Papier auf Faserpapier umgestellt, welches vor allem Fälschungen zum Schaden der Post vorbeugen sollte. Die Forschungen zu den Papieränderungen von 1874 berücksichtigen wir in diesem Artikel nur am Rande.

Tabelle 1

 

Buntfrankaturen

Die gleichwertigen Buntfrankaturen der 2 Rp Wertstufe

Kombination grau mit oliv und /oder hellrotbraun resp. mit oliv auf Faserpapier.

Tabelle 2
Bild 2

Inlandsporto 10 Rp für Brief in der ersten Gewichtstufe (bis 10 gr.) von Geneve (GE) nach Aubonne (VD). Eine der sehr seltenen portogerechten, gleichwertigen Buntfrankaturen der Ausgabe Sitzende Helvetia gezähnt aus zwei zeitlich verschobenen Serien des 2 Rp Wertes in grau von 1862 und 4x des 2 Rp Wertes in oliv von 1874.

Von diesen speziellen Buntfrankaturen sind mir derzeit neun Stücke bekannt, wovon allerdings nur sieben Buntfrankaturen Marken der Ausgaben von 1862 und 1874 enthalten. Zwei dieser Frankaturen sind lediglich Kombinationen mit den Farbnuancen Oliv und Hellrotbraun innerhalb einer Serie (sie sind daher hellgrau hinterlegt). Buntfrankaturen mit den 2 Rp Werten auf Faserpapier, können aufgrund fehlender Informationen nicht gelistet werden.

Die bekannten Frankaturen dieser Kombination

Tabelle 3

Bei näherer Betrachtung dieser Frankaturen fällt auf, dass lediglich einer der Briefe etwas mit dem Drucksachenporto zu tun hat, es handelt sich dabei um die Nachsendefrankatur. Auffällig ist auch, dass von diesen 9 Frankaturen lediglich zwei portogerecht frankiert wurde, während der Rest überfrankiert ist. Hier muss jeder Sammler für sich entscheiden, ob er bei den Briefen die portogerechte Frankatur höher wertet oder die seltene Frankaturkombination.

Die gleichwertigen Buntfrankaturen der 10 Rp Wertstufe

Die populärste dieser Buntfrankaturen ist zweifelsohne die der blauen 10er der Ausgabe 1862 mit dem roten 10er der Ausgabe 1867. Sie ist derzeit auf 19 Briefen / Brieffragmenten bekannt. Schon Felix Winterstein erwähnt in seinem Buch „Die Frankaturen der Sitzenden Helvetia gezähnt“, dass diese Kombination sehr speziell und auch selten ist, ganz nebenbei erwähnte er noch die seltene Frankaturkombination der Tüblibriefe mit rotem 10 Rp ‐ Wertstempel zusammen mit dem blauen 10 Rp Wert. Er wusste damals vermutlich noch nicht wie recht er behalten sollte mit dieser Aussage. Mehr zu den Tübli weiter unten bei den Ganzsachen‐Kombinationen.

Tabelle 4

Diese Kombination ist sehr bekannt und beliebt bei Sammlern. Doch weiss er auch, dass diese so selten gar nicht sind?

Bild 3

Kleiner Brief, welcher zum reduzierten Tarif im Französischen Grenzrayon zu 20 Rp. befördert wurde. Es handelt sich hier um das, meiner Meinung nach, schönste Exemplar dieser Kombination.

Tabelle 5

Mögliche aber bisher mir nicht bekannte, gleichwertigen Buntfrankaturen

Es besteht auch die Möglichkeit, dass Kombinationen von den beiden Ausgaben des 30 Rp Wertes in Rot (Ausgabe 1862) und in Blau (Ausgabe 1867) existieren könnten. Hiervon gibt es eine Fälschung. Beim 40 Rp. Wert ist die Kombination eher unwahrscheinlich, ausser sie stammt aus philatelistischer Herkunft. Aus den Lieferlisten der Markenwerte an die Poststellen ist ersichtlich dass nach der Einstellung des grünen 40 Rp. Wertes im Jahre 1874 keine Marken dieser Wertstufe in den nachfolgenden Jahren ausgeliefert wurden. Erst 1878 wurde der 40 Rp. Wert in der Farbe Grau wieder verausgabt.

Die gleichwertigen – gleichfarbigen Buntfrankaturen

Diese Kombination ist nur dann möglich, wenn die Farbe des Wertes gleich geblieben ist, während das Papier geändert wurde. Die 1874 erfolgte Papieränderung wird in diesem Artikel nicht berücksichtigt, da die Forschung dazu noch nicht abgeschlossen ist.

Gleichwertige und gleichfarbige Bunfrankaturen war mit folgenden Werten möglich:

Tabelle 6

Statistisch habe ich die bekannten Stücke dieser Kombinationen bisher nicht erfasst. Persönlich bin ich aus der Meinung, dass solche Frankaturen eher etwas für den Spezialisten aus dem traditionellen Sammelgebiet der Sitzenden Helvetia sind.

Die verschiedenwertigen beiden roten Werte

Tabelle 7
Bild 4

10 Rp rot zusammen mit 30 Rp zinnober (3), als 1 Fr. Frankatur, mit Fingerhutstempel AADORF 24.6.1867 auf Faltbrief nach Yokohama /Japan.
 

Was muss in den Postbeamten vorgegangen sein, einen solchen Brief ästhetisch so zu misshandeln. 
Betrachtet man die Häufigkeit dieser Frankaturen und die Entwertungsdaten, so scheint es, dass diese Kombinationen durchaus zufällig entstanden sind.  Von dieser Kombination kennen wir derzeit 8 Briefe.

Tabelle 8

 

Die beiden verschiedenwertigen blauen

Tabelle 9

Seit 2 ½ Monaten ist die rote 10er schon im Verkauf, da entstand dieser Brief.

Bild 5

10 Rp blau (2) zusammen mit 30 Rp ultramarin, sauber gestempelt GENEVE 22 MAI 67 auf Faltbrief nach Frankfurt/Deutschland. Deutschland erhielt 9 Kreuzer.

Von dieser Kombination kennen wir derzeit 3 Briefe.

Die gleichzeitige Verwendung am Schalter war kaum möglich, da der rote 10er bereits über 2 Wochen am Schalter verkauft wurde, als der blaue 30er geliefert wurde.

Beim Betrachten der beiden Briefe aus Genf, stellen wir fest, dass sie nicht vom selben Absender stammen.

Bild 6

40 Rp von Genf 28.4.1867 mit PD im Grenzrayon nach Thonon/Frankreich

Spekulationen lassen sich nun lang und breit anstellen. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass beide Absender noch blaue Zehner zum aufbrauchen hatten. Genauso ist es möglich, dass die Poststelle Genf Ihre Retouren so aufbrauchte.

Die beiden verschiedenwertigen grünen

Tabelle 10

Ein Brief mit der Kombination 40er grün und der 25 Rp grün ist mir bisher nicht bekannt. Doch anhand der Fakten müsste man meinen, dass es sie geben müsste. Betrachtet man die Liefermengen der Marken an die Poststellen, so wurden die beiden grünen Werte zu 40 Rp und zu 25 Rp. während 7 Jahren gleichzeitig an die Poststellen ausgeliefert.

Tabelle 11

Die Tabelle links, zeigt die an die Poststellen ausgelieferten Stückzahlen während der gemeinsamen Verkaufszeit der beiden grünen Werte am Schalter.    Quelle: Zumstein / Briefmarken der Schweiz 1924

 

Die Verkaufszeit der beiden grünen Werte übersteigt damit die der populären Kombinationen gleichfarbiger Buntfrankaturen der Werte zu 10 und 30 Rp in Rot oder in Blau nicht nur um Wochen, sondern um Jahre. Kaum zu glauben, dass eine solche Frankatur nicht existieren soll.

Bei der Betrachtung der möglichen Portostufen, sind 65 Rp nach den Donaufürstentümern und 90 Rp. nach Russland eine mögliche Verwendungsart, doch diese Destinationen sind in dieser Zeit nicht häufig anzutreffen. Andere Verwendungsmöglichkeiten durch Zusatzdienste wie Nachnahmen und Wertbriefe, sind ebenfalls denkbar. – Es besteht also noch Hoffnung, dass einen solche Frankatur irgendwo darauf wartet, entdeckt zu werden.

Buntfrankaturen unter Einbezug der Papierarten.

Unter Einbezug aller Variationen muss auch berücksichtigt werden, dass es in dieser Ausgabe Kombinationen gibt, welche gleichwertig und gleichfarbig waren, allerdings auf verschiedenem Papier gedruckt wurden. Von den kleinen Werten bilden wir hier jeweils einen Referenzbeleg ab. Alle von denen wir noch nichts wissen, die aber durchaus existieren dürften, erwähnen wir in der Hoffnung, der Leser durchforste seine Bestände nach solchen Kombinationen.

Tabelle 12

Gleichfarbige und gleichwertige Buntfrankaturen des 2 Rp Wertes in oliv mit weissem Papier aus dem Jahre 1874 und gefasertem Papier von 1881 sind mir bisher nicht bekannt. Auch die Kombination derselben Ausgabe als Farbnuance hellrotbraun auf weissem Papier und einer olivfarbigen 2 Rp Marke auf Faserpapier ist mir bisher nicht bekannt geworden. Sind doch schon die Kombinationen der beiden Farben aus dem Jahre 1874 auf weissem Papier sehr selten anzutreffen.

Die gleichwertigen und gleichfarbigen Buntfrankaturen der 5 Rp Wertstufe

Die beiden Werte der 5Rp in Braun mit weissem und gefasertem Papier sind in einigen wenigen Kombinationen bekannt.

Tabelle 13

Der spektakulärste Beleg einer solchen Kombination dürfte die im folgenden Bild dargestellte Nachnahme sein. Ein Brief mit vier verschiedenen 5 Rp Marken, welche zu dieser Zeit noch Frankaturgültigkeit hatten, dürfte der einzige existierende sein. Auch wenn er zu den Frankaturen mit philatelistischer ’Motivation’ gehört, ist er ein Unikat. Er wurde erst am 11.5.1883 frankiert und solche Zufälle gibt es wohl kaum.

Bild 8

Ein Nachnahmebrief von PLASSELB (Balkenstempel AW43/P/72, neben den Marken rechts kaum erkennbar), gestempelt Fribourg 11.5.1883 an ein Advokatenbüro. Sehr populäre Mischfrankatur der sitzende Helvetia mit gleichwertiger Kreuz & Wertziffer. Auf diesem Brief kleben jedoch vier verschiedene Marken. Jeweils je eine Sitzende Helvetia und eine Kreuz und Wertziffer auf weissem Papier und dazu noch auf Faserpapier.

Die gleichwertigen – gleichfarbigen Buntfrankaturen der 10 Rp Wertstufe

Der rote 10er auf weissem Papier und der rote 10er auf Faserpapier ist ab und an noch zu finden.

Tabelle 13
Bild 9

Fahrpostaufgabe in Eich für einen Wertbrief

 

Da diese Frankaturen meistens sehr einfacher Herkunft sind, wird diesen kaum Beachtung geschenkt.

 

Genau gleich kann man verfahren bei der Suche der folgenden Kombination auf Beleg, von denen mir bisher keine bekannt ist.

Tabell 14
Die Belege müssen einzelne Marken als Frankatur haben und die Abstempelung muss frühestens das Ausgabedatum der Marke auf Faserpapier aufweisen.

 

Ergänzungsfrankatur auf Ganzsachen

10er Tübli, gleichwertige verschiedenfarbige Ergänzungsfrankatur

Die Kombination der 10er Tübli mit 10 Rp Sitzende Helvetia ist schon optisch ein Genuss und viel einprägsamer als sie beiden 10er in rot und blau geklebt. Schon Felix Winterstein verwies in seinem Buch „Die Frankaturen der sitzenden Helvetia gezähnt“ auf die Seltenheit dieser Kombination hin.

Bild 10

10er Tübli mit Nachnahmebetrag von 80 Rp. aufgegeben. Die Nachnahmegebühr betrug 10 Rp. Das gesamte Porto von 20 Rp wurde vermerkt und ergibt dann 1 Fr, welche der Empfänger zu zahlen hatte.

Die bekannten Frankaturen

Die Frankaturen der 10er Tübli rot mit der Ergänzungsfrankatur des 10 Rp. in Blau ist sehr selten und bisher nur in sechs Stücken bekannt.

Tabelle 15

 

10er Tübli mit gleichfarbiger verschiedenwertiger Ergänzungsfrankatur zu 30 Rp

Bild 11

Brief von Heiden 23.7.1867 nach Barmen (Rheinprovinz). Deutschland bekam als Weiterfranko neun Kreuzer von der Schweiz.

Bekannte Frankaturen dieser Kombination

Der Besitzer dieses selten Stückes schreibt dazu: Erst am 1. Juli 1867 wurde der 10er Tübli‐Umschlag verausgabt. Die vier Monate liegen gebliebene und mit dem Tübli verwendete 30er zinnober Marke stellt in dieser Form vermutlich ein Unikat dar. Es gilt zu beachten, dass die 30 Rp zinnober ab dem 18.3.1867 in der Farbe ultramarin hergestellt wurde.

Bisher ist kein zweites Stück dieser Kombination aufgetaucht. Um solche Raritäten bei Börsen, Sammlungen oder Lots bei Auktionen zu erkennen, bedarf es eines geschulten Auges.

30er Tübli Gleichfarbige verschiedenwertige Ergänzungsfrankatur mit 30 Rp rot

Von dieser Frankatur habe ich bisher noch kein Stück gefunden.

10er Tübli mit 2 Rp grau als Ergänzungsfrankatur

Es sind die Tarife, welche der Besitzer dieses ausgefallenen Stücks in allen

Kombinationen zu dokumentieren versucht. Es ist auch schon mehrfach entsprechend prämiert worden. Sein geschultes Auge findet ab und an ein nicht alltägliches Stück. Wenn wir dann an den Ausstellungen vor der Sammlung stehen, sehen wir vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr, solche Stücke gehen in einer Sammlung leicht unter und deshalb möchte ich es hier erwähnen.

Bild 12

Normalerweise wird die Nachnahmegebühr vom Postbeamten berechnet und erst dann wir die Gebühr aufgeklebt. Hier haben wir einen recht seltenen Fall wo man für die Nachnahmegebühr ein 10er Tübli Brief verwendete und für die darin enthaltene Drucksache eine 2 Rp Sitzende Helvetia in Grau dazu klebte.

Diese Kombination spielt so gegen die Hand und ist mir so zum ersten Mal begegnet.
Daher kann ganz allgemein die Aussage gemacht werden, dass eine 2 Rp. Drucksache auf Tüblibrief, egal mit welchen Wertstempel zu den absoluten Raritäten gehört.
Wer solche Briefe kennt oder gar hat, möge mir doch bitte eine Kopie oder ein Scan zusenden.

Seltene Frankaturen unter Band

Ziffernmuster im Hochrechteck

Nach einer Versuchsperiode im Jahre 1871 gab die Post am 21. Dezember 1872 die Einführung von Ganzsachen‐Schleifen bekannt. Es war die Ausgabezeit der Sitzenden Helvetia gezähnt, so behandeln wir in diesem Artikel die äusserst seltenen Kombinationen dieser Streifbänder mit Zusatzfrankatur. Die ersten Streifbänder erschienen mit Wertstempel im Hochrechteck mit grosse Wertziffer in der Mitte. Die weissen Ziffern wurden in den Wertstufen 3 Rp und 5 Rp gedruckt. Der Hintergrund

um die Ziffer wurde oben durch ein weisses Kreuz sowie rechts mit Lorbeer und links mit Eichenkranz geschmückt. Darunter eine Schleife mit dem Ausgabedatum 20.3.71. Durch die kurze Verwendungszeit dieser Bänder, sie dauerte nur wenige Monate von Ende 1872 bis 1873, sind nur wenige Stücke mit Zusatzfrankatur erhalten geblieben.

Bild 13

Streifband Nr. 4 mit Zusatzfrankatur 5 Rp Sitzende Helvetia weisses Papier, als 10 Rp. Frankatur von Zürich 19.3.1873, als Drucksache bis 40 Gramm (Tarif Nr. 2 vom Aug. 1872) nach Adrianopel in der Türkei.

Dieses Streifband wurde in der SBZ 3/2003 von Felix Winterstein ausführlich beschrieben.
 

Ein noch zu erwartendes Stück wäre das 2 Rp Streifband mit der Ergänzungsfrankatur 3 Rp. Sitzende Helvetia schwarz. Bis heute ist mir ein solches Stück nicht bekannt. Es bleibt abzuwarten, ob an der GABRA 17 in Burgdorf weitere derartige Kombinationen gezeigt werden.

5 Rp Streifband rotbraun in Ergänzung mit 10 Rp rot als Nachnahme‐Drucksache.

Ab 1873 wurden die Streifbänder mit einem ovalen Wertstempel mit Ziffer unter Schweizer Kreuz herausgegeben.

Sie erschienen in den Wertstufen zu 2 Rp und 5 Rp. Diese Streifbänder mit Zusatzfrankatur Sitzende Helvetia zu finden bedarf grosser Ausdauer, stellen sie doch das Aschenputtel in einer Sammlung dar.

Bild 14

Streifband von 1874 mit Werteindruck 5 Rp. rotbraun um das Drucksachenporto zu decken, sowie Zusatzfrankatur 10 Rp Sitzender Helvetia für die Nachnahmegebühr von 10 Rp.

Eine Auflistung bekannter Belege kann ich leider nicht bieten, da mir derzeit keine anderen Stücke bekannt sind.

Auch sind mir keine weiteren Frankaturen dieser Streifbänder mit Ergänzungswerten höherer oder niedriger Wertstufen bekannt.

2 Rp Streifband braun in Ergänzung mit 3 Rp schwarz als 5 Rp Drucksache.

Auch die nächste Kombination ist kaum zu finden, wir hatten hier das Glück, dass seit der Registrierung dieser Bänder die bisher drei bekannten mit drei neuen ergänzt werden konnten. Diese Möglichkeiten bietet uns der Handel, der die schmucken Stücke in Hochglanzkatalogen und im Internet anbietet.

Bild 15

Streifband von 1875 mit Werteindruck 2 Rp und Zusatzfrankatur 3 Rp Sitzende Helvetia, um das Drucksachenporto von 5 Rp nach Russland zu decken.

 

Die bekannten Belege mit dieser Kombination

Tabelle 16

Diese Streifbänder erschienen erstmals im Jahre 1874, doch die erste bisher bekannte Frankaturkombination taucht erst 1878 auf, während die Mehrheit erst 1881 entstanden ist.

Betrachtet man die Tarifstruktur, so erforderte schon der Tarif von 1872 bis 1875 ein Porto von 5 Rp für Drucksachen unter Band. Der Portosatz galt für Drucksachen bis 40 Gr. für Frankreich und Algerien. Zudem wurde für den Versand von Drucksachen bis 10 Gr. über Frankreich an nicht im Artikel 1‐3 gelistete europäische Staaten ebenfalls ein Porto von 5 Rp verlangt. Eine Auflistung dieser Staaten würde zu weit führen.

Es muss noch erwähnt werden, dass diese Streifbänder selten auch mit anderen Ergänzungswerten, wie z. B. dem 10 Rp Wert zu finden sind.

Normale Buntfrankaturen

Hier handelt es sich um Frankaturen verschiedener Wertstufen, welche aufgrund der gemeinsamen Verkaufsdauer nur kurze Zeit miteinander Verwendung fanden.

Kombinationen 10 Rp blau mit der 50 Rp lila

Am 4.3.1867 wurden die roten 10 Rp Marken verausgabt, sie ersetzten den blauen 10 Rp Wert und am 8.3.1867 wurde der 50 Rp Wert in lila verausgabt. Am Schalter waren der der blauen 10 Rp und der 50 Rp lila nur kurze Zeit zugänglich.

Tabelle 17

Diese Kombination der erstverausgabten 10 Rp. Marke in blau mit der 50 Rp. Marke in lila ist derzeit in nur 4 Frankaturen bekannt.

Bild 16

Doppelgewichtiger Brief aus Genf, 18.5.1867 nach Frankreich Annecy.

Die bekannten Briefe dieser Kombination

Tabelle 18

Kombinationen 30 Rp rot mit der 50 Rp lila

Eine gemeinsame Verwendung der der roten 30 Rp und der 50 Rp. lila war am Schalter nur kurze Zeit erhältlich. 10 Tage nach Ausgabe der 50 Rp. Marke in lila, wurde der 30 Rp Wert in Ultramarin verausgabt und löste den roten ab.

Tabelle 19

Hier vermutlich eine Absenderfrankatur. Die Kombination entstand mehr als drei Monate nachdem der ultramarine Wert den zinnoberroten 30er ersetzte.

Bild 17

Briefpost aus Aarau 19.6.1867 im doppelten Gewicht nach Stockstadt im Grossherzogtum Hessen‐Darmstadt. Baden erhält als Weiterfranko 18 Kreuzer (mit Rötel vermerkt).

Die bekannten Briefe dieser Kombination

Tabelle 20

Kombinationen 40 Rp grau mit der 25 Rp. grün

Eine gemeinsame Verwendung der grauen 40 Rp und der 25 Rp. grün war über Jahre möglich. Doch suchen Sie mal einen Brief mit dieser Kombination.

Tabelle 21

Nachnahmen über 50 Franken wurden von der Fahrpost befördert. Der Postbeamte muss sich am 17. Mai 1880 verrechnet haben, er ergänzte die Frankatur am Tag darauf um die fehlenden 35 Rappen, damit das Porto der ersten Gewichtsklasse für die Fahrpostbeförderung gedeckt wurde.

Bild 18

Fahrpost‐Nachnahme über Fr. 78.15 aus Grosshöchstetten vom 17.5.1880, 80 Rp betrug die Nachnahmegebühr, es bleiben 5 Rp für das Porto. Das fehlende Porto von 35 Rp. wurde am Folgetag angebracht.

Mehrfachfrankatur verschiedene Farbtönen und Nuancen gleicher Serie

Der lange Ausgabezeitraum 1862‐1881 dieser Marke auf weissem Papier beschert uns einige erhalten gebliebene Briefe, welche deutliche Farbnuancen aufweisen. Sie sind nur in ausgeprägten Farbvarianten wirklich selten anzutreffen. Es gab in dieser Zeit aber auch regelrechte Farbunterschiede wie uns die beiden Farben des 2 Rp.

Wertes zeigen. Die Hintergrund für die zwei verschiedenen Farben oliv und hellrotbraun des 2 Rappen Wertes sind uns bis heute unklar. Doch ähnelt der Farbton hellrotbraun des 2 Rp Wertes zu sehr der Nuance des hellrotbraunen 5 Rp Wertes.

Bild 19

10 Rp. Inlandporto mit extrem rarer Frankaturkombination der beiden 2 Rp. Marken oliv und hellrotbraun. Ich führe über die Farbnuancen des 2 Rp. Wertes bisher keine Liste der bekannten Frankaturen. Daher ist es mir auch nicht möglich, genaue Angaben dieser Frankaturen zu machen. Die Aussage, dass solche Frankaturen selten anzutreffen sind kann aber stehen gelassen werden. 

Wesentlich häufiger kommen die Frankaturen mit dem hellrotbraunen Wert als Buntfrankaturen mit anderen Wertstufen vor.

Die Anzahl der Farbnuancen der braunen 5 Rp sind enorm. Der Verdacht, dass dies kein Zufall ist, bestätigte sich, als ich erstmals in der traditionellen Sammlung über die Sitzende Helvetia von Lukas Reist schmökern durfte. Ich wurde fündig nach dem was ich schon lange suchte. In seinen jungen Jahren ordnete er die verschiedenen Farben nach Datum und konnte so aufzeigen welche Farbtöne wann Verwendung fanden. Sie lassen sich demnach gewissen Perioden zuordnen.

Bild 20

Brief von Tavannes 7.3.1873 nach Chaux‐de‐Fonds.

 

Es legt nun den Verdacht nahe, dass unterschiedliche Farben bestellt resp. geliefert wurden, da der originale Farbton nicht in genügender Menge zur Verfügung stand.

Über die Farbbestellungen während der Herstellung liegen uns bei heutigem Forschungsstand keine Informationen vor.

Auch der rote 10er ist während seinem beträchtlichen Ausgabezeitraum vom 4.2.1867 – Juni 1881 in einigen Nuancen gedruckt worden. Die Farben wechselten während der Ausgabezeit von festem rot bis hellrosa.

Bild 21

13.6.1872 Doppelgewichtiger Inlandbrief von Zug nach Zürich.

Eine Frankatur, welche die 15 Rp Marke in den deutlichen Nuancen hellgelb und dunkelgelb zeigt, ist mir bisher noch nicht begegnet.

Während der Sammler von Einzelmarken auch mal eine Farbe als Abart bezeichnet, wenn diese lediglich ein längeres Sonnenbad genoss, ist es beim Altbriefsammler nicht ganz so einfach. Wenn gleiche Marken in der Doppelverwendung auf Brief Nuancen zeigen, darf angenommen werden, dass es sich hier um echte Nuancen handelt.

Auch die 20 Rp ist in einem hellen und einem dunklen Orange zur Ausgabe gelangt, doch eine Frankatur mit beiden Nuancen ist mir bisher nur sehr selten begegnet.

Bild 22

9.12.1875 10 Rp für Inlandbrief und für die Nachnahme über 154.28 war ein Nachnahmeporto von 160 Rp fällig. Dieses wurde mit vier hellorangen und vier dunkelorangen 20 Rp Marken abgegolten.

Ein von der Qualität her kaum sammelwürdiger Beleg, handelt es sich doch um einen beschnittene Briefvorderseite, auf welcher die Marken unbeschädigt sind, aber über die Unterlage hängen. In Anbetracht der Seltenheit dieser Kombination ein durchaus sammelwürdiges Stück.

Populär ist vor allem die 30 Rp blau, hier sind die beiden Farben Ultramarin (18.3.1867) und Reinblau (1867) bekannt und vom Spezialsammler heiss begehrt.

Bild 23

Bisher habe ich 4 Briefe dieser Kombinationen gesehen, ich hielt es aber nicht für notwendig, diese statistisch zu erfassen.

Zur 60 Rp kupferbronze fehlen mir leider jegliche Information, aber auch hier gibt es herstellungsbedingte Farbunterschiede. So beschreibt Zumstein in seinem 1924 erschienenen Buch, dass erst der Farbdruck in rot oder gelb aufgetragen wurde und dann das Bronzepulver über die noch frische Farbe gestreut wurde. Dieses Pulver blieb auf dem noch feuchten Unterdruck haften und verband sich mit der Farbe, während es an den unbedruckten Stellen wieder abgewischt werden konnte.

Es handelt sich bei den braunen 60 Rp Werten demnach nicht immer um eine oxidierte Farbe, sondern es könnte auch den Wert mit dem roten Unterdruck sein. Ein Brief mit beiden Nuancen zusammen ist mir bisher nicht bekannt. 

Der Herstellungsprozess der ersten 1 Fr. Werte gleicht dem der kupferbronzenen 60 Rp. Den beiden ersten 1 Fr Werte wurde mit farbigem Unterdruck in rot oder in gelb, hergestellt. Danach wurde auf den frischen Farbdruck das goldbronzene Farbpulver gestreut, welches auf der feuchten Farbe haften blieb und sich mit der Farbe verband. An den unbedruckten Stellen konnte das Pulver nach der Trocknung wieder abgewischt werden. Durch den Unterdruck in rot oder in gelb, entstanden die beiden Farbnuancen goldbronze rötlich resp. goldbronze gelblich.

Die 1 Fr goldbronze rötlich war der erste verausgabte Wert, er kam am 18.5.1863 heraus. Dann folgte der 1 Fr Wert in goldbronce gelblich am 1.3.1864.

Nach der Farbänderung 1867 kennt man nur noch den goldenen 1 Fr Wert. Bekannt sind derzeit nur zwei Brief,e die diese Nuancen golbronze rötlich und gelblich zusammen zeigen.

Bild 24

Späte Verwendung der 36a rotgold zusammen mit der 36b gelbgold auf doppelgewichtigem Brief von Luzern 16.3.1867 über Frankreich nach Connecticut / USA.

Die bekannten Briefe dieser Kombination

Tabelle 22

Diese Marken in den Nuancen goldbronze rötlich und goldbronze gelblich werden von nicht spezialisierten Sammlern oftmals als oxidierte Marken bezeichnet, vor allem wenn Sie neben der 1867 verausgabten goldenen Marke gezeigt werden.

Die Papiernuancen

Bei der Ausgabe Sitzende Helvetia gab es auch Papierunterschiede, die zu Farbnuancen führen konnten.

Es gibt immer wieder unterschiedliche Papierfarben. Nachdem wir nun wissen, dass 1874 das Papier wechselte, sind ab hier schon Farbnuancen im Papier sichtbar.

Bild 25

1876 25 Rp. Porto ( UPU Beitritt von Frankreich erfolgte am 1.1.1876) Der Brief ist daher 1 Rp Überfrankiert. 

2 Rp grau einmal auf weissem Papier und einmal auf dem neuen dünneren weissem satiniertem Papier, welches ab 1874 verwendet wurde.
Diese Papiernuancen sind gleich zu behandeln wie die gleichfarbigen Buntfrankaturen, welche mit weissem Papier und auf Faserpapier zu den Spezialitäten gehören.
Die weiteren Forschungen zu der Änderung des Papier 1874 werden zeigen, ob sich der Verdacht bestätigt, dass wir 1874 eine neue Serie der Sitzende Helvetia gezähnt bekommen haben.

Was Zumstein bisher als Papiernuancen (weisses Papier, leicht gräuliches Papier, leicht braunes Papier) deklariert hat, nimmt immer mehr die Formen an, dass es sich um eine neue Serie der Sitzenden Helvetia handelt, welches bisher unten den Abarten aufgeführt wurde. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal soll auch die Papierdicke sein, die ab 1874 wesentlich geringer war.

Erstmalig veröffentlicht im März 2017 im Heft der “Schweizer Postgeschichte” Autor: René Kuhlmann

$comments